Mittwoch, 4. November 2015

5. Schlüssel - Erden




Der fünfte Schlüssel des Soma-Kognitiven Trainings ist das Erden. Mit Erden ist gemeint, in die eigene Mitte/Kraft bzw. zu sich selbst zu kommen. Wenn man in seiner Mitte ist, kann man den Herausforderungen des Lebens mit Ruhe und Gelassenheit begegnen. Nur wer im Gleichgewicht ist, merkt, wenn ihn etwas aus der Balance bringt, und kann darauf reagieren.

Um dies zu verwirklichen, müssen wir uns unter anderem eine der ältesten Fragen der Menschheit stellen: „Wer bin ich?“

Gnothi seauton – Erkenne dich selbst
             Inschrift am Apollotempel von Delphi

Willst du wissen, wer du warst, so schau, wer du bist.
Willst du wissen, wer du sein wirst, so schau, was du tust.
                                                                                        Buddha

Wie finde ich heraus, wer ich bin? Es gibt verschiedene Zugangsmöglichkeiten. Die einen versuchen es über Meditation, die anderen über Yoga oder Religion.

Der „einfachere“ Weg, Zugang zur eigenen Mitte zu erhalten, und damit zu sich selbst zu kommen, ist, sich Gedanken über die eigenen Werte, Ziele und Vorbilder zu machen. Außerdem muss man seinen Selbstwert kennen.

Was sind meine Werte?

Es ist hilfreich, eine Übersicht unserer Lebensbereiche zu erstellen und diesen dann Werten zuzuordnen. Beispiel: Selbst, Soziale Kontakte, Gesundheit, Job & Karriere, Finanzen etc.

Um in unsere Mitte zu kommen, müssen wir aber nicht nur wissen, wer wir sind, sondern auch, was wir wollen.

Fragt man Menschen danach was sie wollen, merkt man schnell, dass viele gar nicht sagen können, was genau sie eigentlich wollen. Andere beantworten die Frage, indem sie alles aufzählen, was sie nicht wollen. Das ist jedoch nicht die Antwort auf die Frage.
Wenn wir lediglich wissen, was wir nicht wollen, haben wir kein konkretes Ziel vor Augen, das wir ansteuern können. Nur wer konkret weiß, was er will und dieses Ziel auch positiv formulieren kann, bewegt sich darauf zu.

Wer nicht genau weiß, wohin er will,
der darf sich nicht wundern,
wenn er ganz woanders ankommt.
                               Mark Twain (1835 - 1910)

Was sind meine Ziele?

Das Stecken persönlicher Ziele gibt unserem Tun eine Bedeutung und verleiht überdies dem Alltag Struktur. Allerdings sollten wir unsere Ziele bedacht wählen und sie nicht zu hoch stecken, denn die Gefahr zu scheitern, ist dabei natürlich ungleich höher als bei einem realistischen Ziel. Außerdem kann es sein, dass das Ziel aus Angst zu versagen erst gar nicht angegangen wird. Wird ein zu hoch gestecktes Ziel nicht erreicht, wirkt sich dies negativ aus auf unseren Selbstwert und unsere Motivation, so dass man es in Zukunft erst gar nicht mehr versucht zu erreichen.

Haben wir uns ein Ziel gesetzt, kann es Sinnvoll sein, dieses Ziel bzw. Ziele mit folgender Liste zu überprüfen (wir können auch hier eine Liste der Lebensbereiche erstellen und die Ziele zuordnen).

Macht mich dieses Ziel glücklich und zufrieden?

Habe ich das Ziel klar und deutlich formuliert?

Weiß ich, woran ich erkenne, dass ich das Ziel erreicht habe?

Habe ich das Ziel positiv formuliert?

Ist das Ziel realistisch und kann ich es erreichen?

Wenn wir uns für ein oder mehrere Ziele entschieden haben, ist es sinnvoll diese aufzuschreiben. Dadurch geben wir unseren Gedanken Substanz. Beim Niederschreiben der Ziele sollte man folgende Punkte beachten:

Größe

Das Ziel sollte nicht zu groß und damit vielleicht unerreichbar sein, aber auch nicht zu klein und unbedeutend.

Unabhängigkeit

Es nützt nichts, sich Ziele zu setzen, bei denen andere Menschen eine Rolle bei deren Erfüllung spielen, da wir darauf keinen Einfluss haben.

Formulierung

Das Ziel muss immer positiv formuliert werden. Außerdem muss es so formuliert werden wie wenn wir es bereits erreicht hätten. Also das Erreichen des Ziels nicht in die Zukunft verlagern.
Sehr hilfreich ist es, dass Ziel bis ins letzte Detail zu beschreiben, da so die Motivation nochmal gesteigert werden kann.

Messen

Wir sollten unsere Ziele so wählen, dass wir den Fortschritt konkret überprüfen können.

Beginn

Zu jedem Ziel sollten wir auch immer auch die ersten Schritte aufschreiben, die wir unternehmen wollen, um es zu erreichen. Denn erst durch eine konkrete Handlung bekommt das Ziel Energie.

Wer sind meine Vorbilder?

Zu glauben, dass man keine Vorbilder hat, ist ein Irrtum. In diesem Fall sind uns unsere Vorbilder lediglich nicht bewusst.

Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung haben interessante Aufschlüsse gegeben. Beispielsweise bei der Behandlung magersüchtiger Menschen. Die Heilung ist bislang leider nur teilweise erfolgreich. Ein viel zu großer Teil, vor allem junger Menschen stirbt an dieser Krankheit. Versuche haben ergeben, dass die Vorstellung vom eigenen Körper bei den Betroffenen nicht die ist, dass sie zu dünn wären. Diese Menschen sehen ihr Bild von sich selbst als dick an. Zurückzuführen auf Bilder von Models in Hochglanzmagazinen, die mit Bildbearbeitungsprogrammen künstlich verschlankt und damit vermeintlich geschönt wurden.

Im Versuch haben spezielle Kliniken die Magersüchtigen isoliert, normalgewichtiges, Personal eingestellt und Modemagazine dahingehend überarbeitet und produziert, dass sie Fotos mit „normalen“ Models enthalten. Die Klinik geht also den umgekehrten Weg. Nur durch den Umgang der Patienten mit diesem Personal und durch die Betrachtung dieser Zeitschriften ergab sich für viele nach ein paar Wochen Aufenthalt ein neues Selbstbild. Vor ihrem geistigen Auge sahen sich manche Patienten nach und nach als selbst zu dünn an. Nachgewiesen wurde das unter anderem mit bildgebenden Verfahren und modernen Testmethoden. Die Personen in den Versuchen konnten alle geheilt werden.
Aus anderen Versuchen weiß man, dass junge Menschen, die zum Schulabschluss genau wussten, was sie beruflich werden wollten, dies auch fast immer erreichten.

Was sagen uns diese Beispiele? Der Mensch orientiert sich an bewussten oder unbewussten Vorbildern. Diese Vorbilder, denen wir unwillkürlich nacheifern, lenken unser Denken und unsere Handlungen.

„Erziehung ist zwecklos, die Kinder machen einem sowieso alles nach“
                                                                                                                                   Karl Valentin

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