Unser Denken und das dafür verantwortliche Organ, unser Gehirn, verleihen uns die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Der Psychotherapeut und Bewusstseinsforscher
Dr.
Henning van der Osten nannte den Verstand eine Maschine, die uns gegeben ist,
um uns zu schützen. Diese Schutzfunktion bedeutet u. a., dass der Verstand
Situationen aufgrund bereits gemachter Erfahrungen beurteilt, was dazu führt,
dass wir uns ständig mit anderen vergleichen und alles bewerten müssen. So
entstehen jedoch auch Vorurteile. Tatsächlich zeigen Erkenntnisse der modernen
Neurowissenschaft und der Psychologie, dass unser Denken häufig nur das Pflegen
unserer Meinungen und Vorurteile ist.
Viele Menschen
glauben, dass sie denken,
während sie in
Wahrheit nur ihre Vorurteile
umschaufeln.
Edward R. Murrow
Journalist
Der-Denker_Michael-Ba r_Flickrcc |
Irgendwann
haben die Menschen begonnen, sich mit ihrem Verstand zu identifizieren und waren
ab diesem Zeitpunkt der Überzeugung, sie seien der Verstand. Dies war die
Geburtsstunde des Egos.
Je
größer nun unser Ego ist, d. h., je mehr wir uns mit unserem Verstand
identifizieren, desto schlimmer sind unsere Vorurteile und unsere Ablehnung von
Eigenverantwortung. Die Sufis, die Mystiker des Islam, nennen wohl deshalb den
Verstand auch „Satan“.
Der Verstand ist der
Mörder der Wirklichkeit!
Wir
müssen uns bewusst machen, dass wir über einen Verstand bzw. ein Ego verfügen,
wir aber nicht unser Verstand/Ego sind.
Auf
der Basis dieses Wissens baut unsere Arbeit auf. Wir zeigen Möglichkeiten, das
eigene Denken bewusst zu steuern und in eine positive Richtung zu lenken. Damit
ist jedoch nicht gemeint, was man gemeinhin als positives Denken bezeichnet.
„Die Methode
‚Positives Denken’ zielt im Kern darauf ab, dass der Anwender durch konstante
positive Beeinflussung seines bewussten
Denkens (z.B. mit Hilfe von Affirmationen oder Visualisierungen) in seinen
Gedanken eine dauerhaft konstruktive und optimistische Grundhaltung erreicht
und infolgedessen eine höhere Zufriedenheit und Lebensqualität erzielt.“
(Wikipedia,
06.08.2015 14:28 Uhr)
Die
Methode, die hier auf Wikipedia beschrieben wird, und die wohl die geläufigste
Erklärung für positives Denken ist, halte ich schlichtweg für unmöglich. Diese
Art des positiven Denkens, die in zahllosen Publikationen und Seminaren
angepriesen wird, steht mittlerweile, zu Recht, wie ich finde, in der Kritik.
Die erste umfassende Kritik zu dieser Methode stammt von dem deutschen
Psychotherapeuten Günter Scheich („Positives Denken macht krank – Vom Schwindel
mit gefährlichen Erfolgsversprechen“ ISBN-13: 978-3943632033)
Der
Hauptkritikpunkt ist, dass diese Methode zu einem Realitätsverlust führen kann,
da kritische Fragen zur eigenen Persönlichkeit und die Wahrnehmung eigener
Schwächen bewusst vermieden bzw. verdrängt werden.
Ein
weiteres Problem, das daraus entsteht, ist, dass alle negativen Ereignisse als
selbstverschuldet angesehen werden.
Oswald
Neuberger, Professor für Psychologie an der Universität Augsburg warnt
folgendermaßen:
„Wenn
du keinen Erfolg hast, dann bist du eben selber schuld, weil du es
offensichtlich nicht richtig probiert hast. Der Trainer aber bleibt unfehlbar.“
Wie unterscheidet
sich unsere Methode von der oben beschriebenen?
Wir
setzen unseren Klienten nicht die „rosarote Brille“ auf. Wir verstehen unter
positivem Denken, dass wir uns der schwierigen Situation sowie unserer
Schwächen aber vor allem unserer Stärken bewusst sind. Wir wollen in einen
Zustand kommen, in dem wir lernen, schwierige Situationen so anzunehmen, wie
sie sind, ohne sie zu verleugnen oder zu überbewerten. In diesem Zustand können
wir dann, ohne von den eigenen Emotionen überwältigt zu werden, nach Lösungen
suchen.
Im
Soma-Kognitiven Training üben wir, uns auf unsere Stärken zu konzentrieren,
ohne unsere Schwächen auszublenden oder zu verleugnen. Dazu müssen wir an
unserem Denken arbeiten, da das Denken die Grundlage unseres Handelns ist.
Wir
müssen lernen, dass wir eventuell ein Problem haben, jedoch nicht das Problem
sind.
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