Ein
buddhistisches Sprichwort besagt, dass, wenn der Affe von einem Baum auf den
nächsten springen will, er zuerst den Ast loslassen muss, auf dem er sitzt.
Das
klingt einfach, wir sollen einfach alles loslassen, was uns festhält. Tatsächlich
ist Loslassen einer der am schwersten umzusetzende Schlüssel im Soma-Kognitiven
Training, wenn nicht sogar der schwerste. Zu oft hängen wir in der
Vergangenheit fest, beispielsweise an längst vergangenem Ärger.
Gehen
Sie kurz in sich und fragen sich: Wie oft ärgern Sie sich längere Zeit über
etwas, können einfach nicht aufhören, sich über etwas unangenehmes Gedanken zu
machen? Demgegenüber stellen Sie die folgenden Fragen: Wie ist es, wenn wir
eine schöne Zeit erleben – können wir dieses Gefühl genauso lange anhaltend
genießen?
„Lerne loszulassen, das
ist der Schlüssel zum Glück.“
Buddha
Um
Loslassen zu können, müssen wir uns mit uns selbst und eventuell mit unserer
Vergangenheit auseinandersetzen. Hierbei ist unbedingt anzumerken, dass das
unter Umständen unter therapeutischer Aufsicht und Begleitung geschehen muss. Dies
ist jedoch eine Aufgabe, die das Coaching nicht leisten kann.
Es
gibt zwei Methoden des Loslassens.
1.
Akzeptieren
2.
Verzeihen
Akzeptieren
Mit
Akzeptieren meinen wir, die aktuelle Situation als solche anzunehmen. Akzeptieren
darf man jedoch keinesfalls mit Hinnehmen verwechseln. Etwas hinzunehmen, ist
das hilflose Geschehen lassen, ohne dass wir darauf Einfluss nehmen können oder
wollen.
Akzeptieren
bedeutet, keine Energie mit Verleugnung oder Widerstand zu vergeuden, denn wie
kann man ein Problem lösen, wenn man es permanent verleugnet oder dagegen
Widerstand leistet? Wenn wir die Situation akzeptieren, können wir sie relativ
objektiv bewerten und nach einer Lösung suchen.
Ein
einfaches Beispiel:
Wir
planen für das Wochenende eine Grillparty. Nun meldet der Wetterbericht einen
Tag vorher Regen. Wir haben jetzt mehrere Möglichkeiten. Wir können den Regen
verleugnen nach dem Motto: „Es wird schon nicht regnen. Der Wetterbericht irrt
sich ja häufig.“ Oder wir ärgern uns über den Wetterbericht und zerstören damit
nicht nur unsere gute Laune, sondern werden den Regen, besonders, wenn er
kommt, zum Problem machen.
In
beiden Fällen verbauen wir uns die Sicht auf Alternativen.
Eine
andere Möglichkeit wäre jedoch, die Situation zu akzeptieren (Ja, es könnte regnen.)
und nach Alternativen zu suchen. Vielleicht können wir für den Regenfall
Unterstellmöglichkeiten bereitstellen. Oder wir verlegen die Party an einen
Ort, der Schutz vor Regen bietet.
Dies
ist natürlich nur ein banales Beispiel, gleichwohl zeigt es das Verhalten
vieler Menschen wie sie mit schwierigen Situationen umgehen.
Natürlich
ist es unmöglich, sich nie wieder zu ärgern. Aber wir können unsere Einstellung
zum Ärger verändern und dadurch dafür sorgen, dass uns der Ärger nicht mehr
völlig in seine Gewalt nimmt.
Fook Fu – den Tiger
reiten
Mit
„Den Tiger reiten“ meint man im Gung Fu, dass man sich nicht von den eigenen
negativen Emotionen oder Gedanken kontrollieren lässt. Der Tiger symbolisiert hierbei
unsere Emotionen, z. B. Angst, Wut oder Verwirrung. Solange wir unsere
Emotionen im Griff haben, reiten wir den Tiger. Bekommen jedoch unsere
Emotionen die Oberhand, fallen wir vom Tiger und er wird sich gegen uns richten
und uns zerfleischen.
Unser
Ziel ist es daher, unsere Emotionen zu akzeptieren und sie dadurch zu kontrollieren
und möglicherweise zu transformieren, also den Tiger zu reiten.
Im
Zusammenhang mit anderen Personen hilft folgender Gedanke beim Loslassen: „Jeder
Mensch ist entweder dein Freund oder dein Lehrer!“. Sehen wir uns einer Person
gegenüber, die uns ganz fürchterlich nervt und die wir weder ignorieren noch
ihr aus dem Weg gehen können, betrachten wir diese Person als Lehrer/Coach,
durch den wir etwas lernen können.
Gelingt
uns das, werden wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, etwas zu lernen, anstatt
uns zu ärgern. Selbstverständlich bedeutet dies nicht, dass man sich alles
gefallen lassen muss, nur weil wir von der Person etwas lernen könnten.
Verzeihen
Die
höchste Form des Loslassens ist das Verzeihen. Für viele Menschen ist es jedoch
sehr schwer, etwas zu verzeihen. Dies kann mehrere Gründe haben, am häufigsten
sind jedoch die folgenden drei.
·
Wie
oben bereits geschrieben, fällt es vielen Menschen schwer, ihren Ärger
loszulassen, somit scheidet ein Verzeihen generell aus.
·
Ein
anderer Grund ist, dass viele Leute Verzeihen mit Gutheißen gleichsetzen. Das wäre eine Entscheidung dafür, dass die Worte oder Taten des anderen
unser Leben weiterhin negativ beeinflussen. Verzeihen hat allerdings nichts damit zu tun,
dass das, was der andere getan hat, generell gutzuheißen
ist.
·
Und der dritte Grund ist, dass viele Menschen Verzeihen
als ein Zeichen von Schwäche ansehen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall,
denn es braucht Stärke und Größe, um ein eventuell erlittenes Unrecht zu
vergeben.
"Der Schwache kann nicht verzeihen.
Verzeihen ist eine Eigenschaft des Straken."
Mahatma Gandhi
Unsere Emotionen können sich negativ auf unseren
Organismus auswirken und körperliche Symptome hervorbringen wie
Magen-Darmprobleme, Schlafstörungen oder Herz-Kreislaufbeschwerden. Auch unsere
Konzentrations- und Leistungsfähigkeit bauen ab. Wir werden an anderer Stelle
ausführlicher darauf eingehen, deshalb soll es hier nur kurz angerissen werden.
Einen besonderen Akt der Vergebung, dessen Größe kaum
nachvollziehbar ist, tätigte Frau Eva Mozes Kor. Sie kam 1944 mit ihrer Mutter
und ihrer Zwillingsschwester nach Ausschwitz, wo der wahnsinnige Arzt Josef
Mengele seine unmenschlichen Experimente ausführte. Eva und ihre Schwester
waren als Zwillinge besonders beliebte „Versuchskaninchen“ und wurden von
Mengele für seine „Forschung“ missbraucht. Ihre Mutter starb noch im KZ, ihre
Schwester Jahre später an den Folgen der Experimente. Im Januar 1995, während
der Feier zum 50. Jahrestag der Befreiung, sagte Eva Kor folgenden Satz:
„In meinem eigenen
Namen vergebe ich allen Nazis.“
"Ich fühlte, wie
eine ungeheure Last aus Schmerz von mir genommen wurde. Ich hätte nie gedacht,
dass ich so stark sein kann." Indem sie persönlich ihren schlimmsten
Feinden verzieh, habe sie endlich ihre Opferrolle abstreifen können. Ihre
Vergebung sei kein Vergessen, betont Kor, die in ihrer Wahlheimat, in Terre
Haute im US-Bundesstaat Indiana, ein kleines Holocaust-Museum betreibt.
"Denn was ein Opfer tut, ändert nichts daran, was passiert ist." Doch
jedes Opfer habe das Recht auf Heilung, glaubt das ehemalige Opfer Kor.
"Und das Gute an dem Heilmittel Vergebung ist, dass es keine
Nebenwirkungen hat. Und jeder kann es sich leisten."
(Quelle: Spiegel online - http://www.spiegel.de/panorama/holocaust-schicksal-vergebung-fuer-einen-teufel-a-389123.html)
Die Folkrock-Band Saltatio Mortis hat auf ihrer CD
„Zirkus Zeitgeist“ das Lied „Todesengel“ dieser bemerkenswerten Frau gewidmet.
"Und ich vergab dem Todesengel. Was er tat hat mich
verletzt. Zorn und Hass sind schwarze Samen, Saat aus
der nur Krieg erwächst.
Gib Dich nie auf, fang an zu träumen, mach Deine Träume
wahr. Taten zählen mehr als Worte, Vergebung ist so
wunderbar."
Saltatio Mortis
„Verzeihen ist keine Narrheit, nur ein Narr kann nicht
verzeihen“
Chinesisches Sprichwort