Der
fünfte Schlüssel des Soma-Kognitiven Trainings ist das Erden. Mit Erden ist
gemeint, in die eigene Mitte/Kraft bzw. zu sich selbst zu kommen. Wenn man in
seiner Mitte ist, kann man den Herausforderungen des Lebens mit Ruhe und
Gelassenheit begegnen. Nur wer im Gleichgewicht ist, merkt, wenn ihn etwas
aus der Balance bringt, und kann darauf reagieren.
Um
dies zu verwirklichen, müssen wir uns unter anderem eine der ältesten Fragen
der Menschheit stellen: „Wer bin ich?“
Gnothi seauton –
Erkenne dich selbst
Inschrift am Apollotempel von
Delphi
Willst du wissen, wer
du warst, so schau, wer du bist.
Willst du wissen, wer du sein wirst, so schau, was du tust.
Willst du wissen, wer du sein wirst, so schau, was du tust.
Buddha
Wie
finde ich heraus, wer ich bin? Es gibt verschiedene Zugangsmöglichkeiten. Die
einen versuchen es über Meditation, die anderen über Yoga oder Religion.
Der
„einfachere“ Weg, Zugang zur eigenen Mitte zu erhalten, und damit zu sich
selbst zu kommen, ist, sich Gedanken über die eigenen Werte, Ziele und
Vorbilder zu machen. Außerdem muss man seinen Selbstwert kennen.
Was sind meine Werte?
Es ist hilfreich, eine Übersicht unserer
Lebensbereiche zu erstellen und diesen dann Werten zuzuordnen. Beispiel:
Selbst, Soziale Kontakte, Gesundheit, Job & Karriere, Finanzen etc.
Um
in unsere Mitte zu kommen, müssen wir aber nicht nur wissen, wer wir sind,
sondern auch, was wir wollen.
Fragt
man Menschen danach was sie wollen, merkt man schnell, dass viele gar nicht
sagen können, was genau sie eigentlich wollen. Andere beantworten die Frage,
indem sie alles aufzählen, was sie nicht wollen. Das ist jedoch nicht die
Antwort auf die Frage.
Wenn
wir lediglich wissen, was wir nicht wollen, haben wir kein konkretes Ziel vor
Augen, das wir ansteuern können. Nur wer konkret weiß, was er will und dieses
Ziel auch positiv formulieren kann, bewegt sich darauf zu.
Wer nicht genau weiß,
wohin er will,
der darf sich nicht
wundern,
wenn er ganz woanders
ankommt.
Mark
Twain (1835 - 1910)
Was sind meine Ziele?
Das
Stecken persönlicher Ziele gibt unserem Tun eine Bedeutung und verleiht
überdies dem Alltag Struktur. Allerdings sollten wir unsere Ziele bedacht
wählen und sie nicht zu hoch stecken, denn die Gefahr zu scheitern, ist dabei
natürlich ungleich höher als bei einem realistischen Ziel. Außerdem kann es
sein, dass das Ziel aus Angst zu versagen erst gar nicht angegangen wird. Wird
ein zu hoch gestecktes Ziel nicht erreicht, wirkt sich dies negativ aus auf
unseren Selbstwert und unsere Motivation, so dass man es in Zukunft erst gar
nicht mehr versucht zu erreichen.
Haben
wir uns ein Ziel gesetzt, kann es Sinnvoll sein, dieses Ziel bzw. Ziele mit
folgender Liste zu überprüfen (wir können auch hier eine Liste der
Lebensbereiche erstellen und die Ziele zuordnen).
◌ Macht mich dieses Ziel
glücklich und zufrieden?
◌ Habe ich das Ziel
klar und deutlich formuliert?
◌ Weiß ich, woran ich
erkenne, dass ich das Ziel erreicht habe?
◌ Habe ich das Ziel
positiv formuliert?
◌ Ist das Ziel
realistisch und kann ich es erreichen?
Wenn
wir uns für ein oder mehrere Ziele entschieden haben, ist es sinnvoll diese
aufzuschreiben. Dadurch geben wir unseren Gedanken Substanz. Beim
Niederschreiben der Ziele sollte man folgende Punkte beachten:
Größe
Das
Ziel sollte nicht zu groß und damit vielleicht unerreichbar sein, aber auch
nicht zu klein und unbedeutend.
Unabhängigkeit
Es
nützt nichts, sich Ziele zu setzen, bei denen andere Menschen eine Rolle bei
deren Erfüllung spielen, da wir darauf keinen Einfluss haben.
Formulierung
Das
Ziel muss immer positiv formuliert werden. Außerdem muss es so formuliert
werden wie wenn wir es bereits erreicht hätten. Also das Erreichen des Ziels
nicht in die Zukunft verlagern.
Sehr
hilfreich ist es, dass Ziel bis ins letzte Detail zu beschreiben, da so die
Motivation nochmal gesteigert werden kann.
Messen
Wir
sollten unsere Ziele so wählen, dass wir den Fortschritt konkret überprüfen
können.
Beginn
Zu
jedem Ziel sollten wir auch immer auch die ersten Schritte aufschreiben, die
wir unternehmen wollen, um es zu erreichen. Denn erst durch eine konkrete
Handlung bekommt das Ziel Energie.
Wer sind meine
Vorbilder?
Zu glauben, dass man keine Vorbilder hat, ist ein
Irrtum. In diesem Fall sind uns unsere Vorbilder lediglich nicht bewusst.
Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung haben
interessante Aufschlüsse gegeben. Beispielsweise bei der Behandlung
magersüchtiger Menschen. Die Heilung ist bislang leider nur teilweise
erfolgreich. Ein viel zu großer Teil, vor allem junger Menschen stirbt an
dieser Krankheit. Versuche haben ergeben, dass die Vorstellung vom eigenen
Körper bei den Betroffenen nicht die ist, dass sie zu dünn wären. Diese
Menschen sehen ihr Bild von sich selbst als dick an. Zurückzuführen auf Bilder
von Models in Hochglanzmagazinen, die mit Bildbearbeitungsprogrammen künstlich
verschlankt und damit vermeintlich geschönt wurden.
Im Versuch haben spezielle Kliniken die Magersüchtigen
isoliert, normalgewichtiges, Personal eingestellt und Modemagazine dahingehend überarbeitet
und produziert, dass sie Fotos mit „normalen“ Models enthalten. Die Klinik geht
also den umgekehrten Weg. Nur durch den Umgang der Patienten mit diesem
Personal und durch die Betrachtung dieser Zeitschriften ergab sich für viele
nach ein paar Wochen Aufenthalt ein neues Selbstbild. Vor ihrem geistigen Auge sahen
sich manche Patienten nach und nach als selbst zu dünn an. Nachgewiesen wurde das
unter anderem mit bildgebenden Verfahren und modernen Testmethoden. Die Personen
in den Versuchen konnten alle geheilt werden.
Aus anderen Versuchen weiß man, dass junge Menschen,
die zum Schulabschluss genau wussten, was sie beruflich werden wollten, dies auch
fast immer erreichten.
Was sagen uns diese Beispiele? Der Mensch orientiert
sich an bewussten oder unbewussten Vorbildern. Diese Vorbilder, denen wir
unwillkürlich nacheifern, lenken unser Denken und unsere Handlungen.
„Erziehung ist
zwecklos, die Kinder machen einem sowieso alles nach“
Karl Valentin