Sonntag, 30. August 2015

2. Schlüssel - Denken


Unser Denken und das dafür verantwortliche Organ, unser Gehirn, verleihen uns die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Der Psychotherapeut und Bewusstseinsforscher
Dr. Henning van der Osten nannte den Verstand eine Maschine, die uns gegeben ist, um uns zu schützen. Diese Schutzfunktion bedeutet u. a., dass der Verstand Situationen aufgrund bereits gemachter Erfahrungen beurteilt, was dazu führt, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen und alles bewerten müssen. So entstehen jedoch auch Vorurteile. Tatsächlich zeigen Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaft und der Psychologie, dass unser Denken häufig nur das Pflegen unserer Meinungen und Vorurteile ist.

Viele Menschen glauben, dass sie denken,
während sie in Wahrheit nur ihre Vorurteile
umschaufeln.
                                                                                                     Edward R. Murrow
                                                                                                    Journalist

Der-Denker_Michael-Ba r_Flickrcc

Irgendwann haben die Menschen begonnen, sich mit ihrem Verstand zu identifizieren und waren ab diesem Zeitpunkt der Überzeugung, sie seien der Verstand. Dies war die Geburtsstunde des Egos.
Je größer nun unser Ego ist, d. h., je mehr wir uns mit unserem Verstand identifizieren, desto schlimmer sind unsere Vorurteile und unsere Ablehnung von Eigenverantwortung. Die Sufis, die Mystiker des Islam, nennen wohl deshalb den Verstand auch „Satan“.

Der Verstand ist der Mörder der Wirklichkeit!

Wir müssen uns bewusst machen, dass wir über einen Verstand bzw. ein Ego verfügen, wir aber nicht unser Verstand/Ego sind.

Auf der Basis dieses Wissens baut unsere Arbeit auf. Wir zeigen Möglichkeiten, das eigene Denken bewusst zu steuern und in eine positive Richtung zu lenken. Damit ist jedoch nicht gemeint, was man gemeinhin als positives Denken bezeichnet.

„Die Methode ‚Positives Denken’ zielt im Kern darauf ab, dass der Anwender durch konstante positive Beeinflussung seines bewussten Denkens (z.B. mit Hilfe von Affirmationen oder Visualisierungen) in seinen Gedanken eine dauerhaft konstruktive und optimistische Grundhaltung erreicht und infolgedessen eine höhere Zufriedenheit und Lebensqualität erzielt.“
(Wikipedia, 06.08.2015 14:28 Uhr)

Die Methode, die hier auf Wikipedia beschrieben wird, und die wohl die geläufigste Erklärung für positives Denken ist, halte ich schlichtweg für unmöglich. Diese Art des positiven Denkens, die in zahllosen Publikationen und Seminaren angepriesen wird, steht mittlerweile, zu Recht, wie ich finde, in der Kritik. Die erste umfassende Kritik zu dieser Methode stammt von dem deutschen Psychotherapeuten Günter Scheich („Positives Denken macht krank – Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen“ ISBN-13: 978-3943632033)
Der Hauptkritikpunkt ist, dass diese Methode zu einem Realitätsverlust führen kann, da kritische Fragen zur eigenen Persönlichkeit und die Wahrnehmung eigener Schwächen bewusst vermieden bzw. verdrängt werden.
Ein weiteres Problem, das daraus entsteht, ist, dass alle negativen Ereignisse als selbstverschuldet angesehen werden.

Oswald Neuberger, Professor für Psychologie an der Universität Augsburg warnt folgendermaßen:
„Wenn du keinen Erfolg hast, dann bist du eben selber schuld, weil du es offensichtlich nicht richtig probiert hast. Der Trainer aber bleibt unfehlbar.“

Wie unterscheidet sich unsere Methode von der oben beschriebenen?

Wir setzen unseren Klienten nicht die „rosarote Brille“ auf. Wir verstehen unter positivem Denken, dass wir uns der schwierigen Situation sowie unserer Schwächen aber vor allem unserer Stärken bewusst sind. Wir wollen in einen Zustand kommen, in dem wir lernen, schwierige Situationen so anzunehmen, wie sie sind, ohne sie zu verleugnen oder zu überbewerten. In diesem Zustand können wir dann, ohne von den eigenen Emotionen überwältigt zu werden, nach Lösungen suchen.

Im Soma-Kognitiven Training üben wir, uns auf unsere Stärken zu konzentrieren, ohne unsere Schwächen auszublenden oder zu verleugnen. Dazu müssen wir an unserem Denken arbeiten, da das Denken die Grundlage unseres Handelns ist.
Wir müssen lernen, dass wir eventuell ein Problem haben, jedoch nicht das Problem sind.

Nächstes Thema: 3. Schlüssel - Vertrauen

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